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"Der Schlaf ist für uns Menschen das,
was das Aufziehen für die Uhr ist"

(Arthur Schopenhauer)

Verkehrsmedizin

Führerscheinuntersuchungen (Anlage 4 zu den §§ 11, 13 und 14 der FeV)

In unserer Gesellschaft spielt die Mobilität in Form der Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr eine sehr wichtige Rolle. Autofahren bedeutet für viele Verkehrsteilnehmer individuelle Freiheit, auf die nicht verzichtet werden will. Es gibt jedoch eine Reihe von Erkrankungen, welche die Fahreignung einschränken oder sogar aufheben. Das gilt insbesondere für altersbedingte, langsam fortschreitende Erkrankungen und Mehrfacherkrankungen. Das sichere Führen von Kraftfahrzeugen ist hier gegebenenfalls (in Abhängigkeit von der Ausprägung der Erkrankung) nicht mehr gewährleistet.
Der Verkehrsmediziner beurteilt die Fahrtauglichkeit aus medizinischer Sicht.

Wir führen in der Praxis Untersuchungen gemäß Anlage 4 der FeV durch. Diese Bescheinigung wird zur Beantragung und bei Verlängerung von Führerscheinen der Klassen C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E oder der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung für Taxen, Mietwagen, Krankenkraftwagen oder Personenkraftwagen im Linienverkehr oder bei gewerbsmäßigen Ausflugsfahrten oder Ferienziel-Reisen nach § 11 Abs. 9 und § 48 Abs. 4 und 5 der Fahrerlaubnis-Verordnung benötigt. Eine zusätzliche augenärztliche Untersuchung wird im Regelfall benötigt.

Die Liquidation erfolgt nach GOÄ.

Leistungspsychologische Untersuchungen (IGeL – Individuelle Gesundheitsleistung)

  • Bewerber für die Erteilung oder Verlängerung (nur bei Verlängerung > 50.Lbj.) der Bus-Klassen D, D1, D1E
  • Bewerber für die Erteilung oder Verlängerung (nur bei Verlängerung > 60.Lbj.) der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung
  • Testung von Konzentrations-,Orientierungs-, Aufmerksamkeits- und Reaktionsvermögen

Pupillographie (IGeL – Individuelle Gesundheitsleistung)

Die Pupillographie ist eine Methode, mit der sich Aufmerksamkeitsstörungen und Tagesmüdigkeit messen lassen, die bei bestimmten Erkrankungen als Symptom (z. B. Schlafstörungen bei Schlafapnoe-Syndrom) oder als Nebenwirkung von Medikamenten (z. B. Parkinsonmedikamente) vorkommen.
Bei der Pupillographie wird ohne direkten Kontakt zum Auge mittels einer Kamerabrille die Größe der Pupille bei Dunkelheit vermessen.
Bei starker Müdigkeit schwankt diese Pupillengröße über einige Minuten Messzeit sehr, so dass sich durch den Vergleich mit Normwerten ein Maß für die Müdigkeit ergibt.
Kraftfahrer mit Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung und einem diagnostizierten mittelschweren oder schweren Schlafapnoe-Syndrom müssen regelmäßig durch ein schlafmedizinisches Gutachten nachweisen, dass Sie die Tagesmüdigkeit durch entsprechende Behandlung, im Griff haben. Hierzu eignet sich die Pupillographie besonders.

Unterschätztes Unfallrisiko

Ein Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom kann unbehandelt die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Neben einem deutlich erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährdet die erhöhte Unfallgefahr die Betroffenen:
Das Reaktionsvermögen ist verlangsamt.
Die Wahrscheinlichkeit des „Sekundenschlafs“, bei dem die Betroffenen gegen ihren Willen kurz einnicken, ist erhöht.
Schlafapnoe-Patienten sind bis zu sechsmal häufiger in Unfälle verwickelt.
Auch Schnarchen ohne Atempausen potenziert das Unfallrisiko – um das 3,5-fache.

Schlafapnoe & Fahrtüchtigkeit: Rechtliche Vorgaben

Die zunehmende Diskussion über die Fahrtüchtigkeit bei Schlafapnoe brachte einige Gesetzesänderungen mit sich.  Danach sind die Anforderungen zum Führen eines KFZ bei Schlafstörungen nicht gegeben, wenn eine messbar auffällige Tagesmüdigkeit vorliegt.
Ein unbehandelter Schlafapnoe-Patient mit Tagesmüdigkeit darf nicht am Straßenverkehr teilnehmen.
Wird die Schlafstörung dagegen wirksam behandelt, kann eine Beseitigung oder Minderung der Tagesmüdigkeit erreicht werden. Im Klartext kann die Fahrerlaubnis aufrechterhalten bzw. erteilt werden, wenn sich die Betroffenen regelmäßig schlafmedizinisch untersuchen lassen.

Versicherungsschutz bei Schlafapnoe

Verursacht ein Schlafapnoeiker infolge seiner Tagesmüdigkeit einen Unfall, endet dies nicht selten mit einem Versicherungsstreit: Die Versicherungsleistung kann bei grob fahrlässiger Verursachung des Schadens gemindert werden.
Was bedeutet grob fahrlässig?
Grobe Fahrlässigkeit liegt vor, wenn die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße verletzt wird. Im Einzelfall kann die Versicherungsleistung komplett gestrichen werden.

Wie wertet das Gesetz Einschlafen am Steuer?

Einschlafen am Steuer gehört zu den schwersten Verkehrsverstößen. Es wird dem Fahren unter Alkoholeinfluss gleichgestellt.
Ein Viertel aller Verkehrsunfälle und ein Drittel aller tödlichen Autobahnunfälle gehen auf das Konto des „Sekundenschlafs“. Dieser resultiert am häufigsten aus einer unzureichend therapierten Schlafapnoe.
Die Kombination von Alkohol mit Schlafapnoe/Müdigkeit schafft ein besonderes Gefahrenpotential.

Schlafapnoe kontrollieren lassen

Um den Verlust Ihrer Fahrerlaubnis bzw. Versicherungsleistung vorzubeugen, empfehlen wir Ihnen regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

Vielfahrer | Berufsgruppen mit erhöhtem Unfallrisiko

Schlafapnoe-Patienten, die jährlich über 25.000 km mit dem PKW zurücklegen, empfehlen wir eine jährliche Kontrolle mit begleitender Tagestestung.

Dasselbe gilt für die Berufsgruppen mit erhöhtem Unfallrisiko, wie beispielsweise

  • LKW-Fahrer
  • Zugführer, Schiffskapitäne, Piloten
  • Kran- oder Baggerführer
  • Arbeiter an Holz-, Metall- oder Kunststoff-Bearbeitungsmaschinen
    Stahlarbeiter
  • Lotsen
  • Bedienstete in Überwachungsbereichen z. B. Kraftwerk, Stellwerk, Tower, Radar
  • Berufstätige mit Absturzgefahr z. B. Bauingenieure, Architekten, Dachdecker

 

Tagesmessung – ergänzende Untersuchung

Waren Sie vor Therapiestart tagesmüde, unkonzentriert oder eingeschränkt leistungsfähig, empfehlen wir nach der Schlaflabormessung eine Tagestestung.
Zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit eignen sich spezielle Testverfahren, z. B. die Pupillographie. Dieser Test dauert ca. 10 Minuten und wird in unseren Praxisräumen durchgeführt.
Das sogenannte Wiener Testsystem erlaubt zudem die psychologische Diagnostik der Fahreignung im Straßenverkehr.

Für Transportunternehmen mit Berufskraftfahrern bieten wir ein umfassendes Programm an, das über die Risiken von Schläfrigkeit am Steuer informiert und Tipps und Hilfestellung gibt, wie diese zu vermeiden ist. Sprechen Sie uns gerne an.

Tipps für den Straßenverkehr

Schlafend zum Crash

Den meisten Menschen sind die Gefahren von Alkohol am Steuer wohlbekannt. Viele wissen jedoch nicht, dass überhöhte Müdigkeit am Steuer ähnlich tragische Folgen haben kann: Nach Schätzungen basieren rund 20-30% aller Autounfälle auf Einschlafen am Steuer. Verantwortlich für die Schläfrigkeit sind in den meisten Fällen erhebliche Schlafdefizite. Bisweilen werden sie durch behandlungsbedürftige Schlafstörungen wie Schlafapnoe, Insomnie oder Narkolepsie ausgelöst.

Müdigkeit beeinflusst die Reaktionszeit negativ und kann u.a. zu einer Fehleinschätzung

  • der Geschwindigkeit
  • der zurückgelegten Strecke
  • der Entfernung zu Hindernissen auf der Fahrbahn
    führen.

In Analogie zum Rhythmus unserer „inneren Uhr“ ereignen sich auffällig viele müdigkeitsbedingte Unfälle während unseres „Tagestiefs“ zwischen 12.00 und 16.00 Uhr. Die meisten durch verstärkte Müdigkeit hervorgerufenen Unfälle jedoch sind zwischen 23.00 und 6.00 Uhr morgens zu verzeichnen, denn während dieser Zeit ist unsere „innere Uhr“ auf Schlafen eingestellt.

 

Fünf klassische Missverständnisse

  • Koffeeinhaltige Getränke halten wach
    Kaffee und Cola sind kein Ersatz für ausreichenden Schlaf! Zwar können sie kurzzeitig einen aufputschenden Effekt mit sich bringen, doch ausgeprägte Müdigkeit kann trotz Kaffeekonsums zum gefürchteten Sekundenschlaf führen. Dieser Sekundenschlaf dauert durchschnittlich 1 bis 5 Sekunden. Wenn Sie beispielsweise bei einer Geschwindigkeit von 100 km/Stunde plötzlich in den Sekundenschlaf fallen, würde das bedeuten, dass Sie eine Strecke von ca. 27 bis 140 m schlafend am Steuer verbringen.
  • Man kann den genauen Zeitpunkt des Einschlafens voraussehen
    Die meisten Menschen glauben genau zu wissen, wann sie einschlafen. Untersuchungen zeigen, dass dies leider unzutreffend ist. Im Gegenteil: Da Schlaf eine unbewusste Handlung darstellt, kann man bei ausgereifter Müdigkeit leicht in den Schlaf sinken, ohne es zu bemerken. Auffällig ist zudem, dass viele Menschen große Schwierigkeiten haben, die Dauer ihres „Nickerchens“ richtig einzuschätzen.
  • Man braucht nur fünf Stunden Schlaf
    Die meisten von uns wissen nicht, dass man durchschnittlich sieben bis acht Stunden Schlaf benötigt, um ausgeschlafen zu sein. Wer häufig spät zu Bett geht und morgens einen Wecker benötigt, um aufzuwachen, baut sich über mehrere Tage hinweg ein zunehmendes Schlafdefizit auf. Haben Sie sich einmal gefragt, ob Sie sich morgens wirklich ausgeschlafen fühlen? Wer nachts lange genug schläft und dennoch über einen längeren Zeitraum hinweg Müdigkeit beklagen muss, kann unter einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung leiden. Unabhängig von der Ursache Ihrer Müdigkeit sollten Sie es vermeiden, unausgeschlafen Auto zu fahren. Achten Sie daher möglichst darauf, Ihre Arbeit und Freizeit so zu gestalten, dass Sie genügend Zeit zum Schlafen finden.
  • Wer noch keinen Unfall hatte, ist ein guter Fahrer
    Irgendwann ist immer das erste Mal. Nur ausgeschlafene Fahrer und Fahrerinnen handeln verantwortungsvoll.
  • Ich kann sowieso keinen Mittagsschlaf halten
    Wer glaubt, am Tage kein Nickerchen halten zu können, täuscht sich gewaltig. Selbst Menschen, die der felsenfesten Überzeugung sind, keinerlei Müdigkeit zu verspüren, schlafen in einem abgedunkelten Raum vergleichsweise schnell ein, wenn es ihnen gelingt, sich zu entspannen.

 

Tödliche Mischung: Müdigkeit und Alkohol

Wir alle wissen nur allzu gut, dass sich Alkohol und Autofahren gegenseitig ausschließen sollten. Leiden wir zudem unter einem Schlafdefizit, begeben wir uns in besonders große Gefahr: Unter Müdigkeit kann sich die Wirkung lediglich eines Glases Wein oder Bier um das Drei- bis Fünffache erhöhen.

Hände weg vom Steuer: Typische Warnsignale

Es gibt einige untrügliche Merkmale, die auf Fahruntüchtigkeit hindeuten. Wenn Sie bei sich eines oder sogar mehrere der folgenden Signale beobachten, sollten Sie auf keinen Fall weiterfahren:

  • verschwommenes Sehen
  • schwere oder herabsinkende Augenlider
  • unwillkürliches Kopfnicken
  • permanentes Gähnen
  • wandernde Gedanken
  • Sie erinnern sich nicht an die letzten fünf gefahrenen Kilometer
  • schlenkerndes Fahren
  • ruckartige Lenkbewegungen
  • Abkommen von der Fahrspur oder sogar beinahe Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug

Unbedingt muss gelten: Wer beim Autofahren müde wird, sollte anhalten, es sich bequem machen und versuchen zu schlafen. Dazu sollte ein gut beleuchteter, nicht allzu entlegener Rastplatz gewählt werden. Sicherheitshalber sollten Sie die Türen verschließen.

 

Schlaf und Autofahren: Neun goldene Regeln

  • Schlafen Sie sich vor der Fahrt gut aus, insbesondere wenn Sie längere Reisen planen
  • Fahren Sie zu Zeiten, zu denen Sie normalerweise auch wach wären
  • Vermeiden Sie es, zwischen 0.00 und 6.00 Uhr morgens zu fahren. Zu dieser Zeit ist Ihre „innere Uhr“ auf Schlafen eingestellt
  • Gönnen Sie sich ausreichend Pausen, vor allem in den Nachmittagsstunden zwischen 12.00 und 16.00 Uhr
  • Reisen Sie nach Möglichkeit mit anderen Personen. Gespräche halten wach. Außerdem registrieren Beifahrer/innen die Ermüdung oftmals schneller als die Fahrer/innen
  • Sollten Sie alleine reisen und ermüden, empfiehlt es sich, anzuhalten und kurz zu schlafen
  • Auch wenn Sie keine Schlafdefizite zu verbuchen haben, sollten Sie unbedingt darauf achten, vor Antritt einer längeren Reise acht Stunden zu schlafen. Sollten Sie bereits länger über ein Schlafdefizit verfügen, sollten Sie es unbedingt vor Antritt einer längeren Autofahrt durch zusätzlichen Schlaf – etwa an den Wochenenden oder durch regelmäßiges früheres Zubettgehen – abbauen
  • Planen Sie alle 2 Stunden oder alle 200 km eine Pause ein. Falls Sie müde sind, sollten Sie die Abstände verkürzen
  • Versuchen Sie, in den Pausen zu schlafen, frische Luft zu tanken und spazieren zu gehen
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